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Hoppmester Fønvind Snublebluss

Hoppmester Fønvind Snublebluss (@mikka@medic.cafe)

Föderation DE Sa 13.07.2024 11:18:46

Ich denke in all diesen Diskussionen über das Fediverse wird vielfach, und undifferenziert, eine Äquivalenz zu Diensten wie X (ehemals Twitter), Instagram, oder Facebook hergestellt, die einfach nicht existiert.

Niemand »flutet« das Fediverse mit etwas.

Im Fediverse stellen Akteure (das können Menschen, aber auch Dienste oder Sensoren oder Bots, sein) Daten bereit. Andere Akteure (Menschen oder Dienste oder Bots) können diese Daten abrufen (»bestellen«).

Ich mag die alte Allegorie der Kathedrale und des Basars (Raymond, 1999). Leicht angepasst, ist das Fediverse keine Kathedrale mit einem Vorbeter und Konsumenten, sondern ein Basar, auf dem verschiedene, auch miteinander konkurrierende, Daten angeboten werden. Wo man »einkauft« ist Privatsache und was man feilbietet auch.

Kein Oberer Mufti beschließt, was man konsumieren oder anbieten kann und darf. Ausschließlich man selbst und damit jede:r Akteur:in im Fediverse, kann und tut das.

Die Eso-Schwurbelige Idee, dass das Vorhandensein von Daten durch Akteur A die Daten von Akteurin B negativ beeinträchtigt, oder die Daten von Akteurin C unter der Existenz eines Konsumenten von Akteurin B leiden, ist eben das: Eso-Schwurbelei auf einer ganz hohen Ebene der intellektuellen Orthorexie und fanatischer Orthodoxie.

Dabei verstehe und unterstütze ich natürlich voll die Rechte der einzelnen Zugangsanbieter:innen (»Server Admins«, aber auch Entwickler:innen von Diensten) die Art und Form des Konsums und der Bereitstellung innerhalb des eigenen Zugangs zu kontrollieren und einzuschränken. Eine vegane Fediverse Instanz muss keine Metzger aus Bad Reichenhall als Nutzer willkommen heißen, und der Entwickler eines Fediverse Clients kann durchaus eine Zeichenbeschränkung von 500 Zeichen forcieren.

Etwas heikler sehe ich es, wenn Anbieter:innen statt des Angebots auch den Konsum auf der eigenen Plattform regulieren wollen, aber auch hier würde ich eher auf der Seite der Rechte der Anbieter:innen argumentieren.

Das ist aber auch das beste Argument für kleine, unabhängige, Server. Akteure, die (wie mit dem WordPress ActivityPub Plugin von @pfefferle oder einer kleinen, spezifischen, Instanz) individuell am Fediverse teilnehmen, sind vor Willkür besser geschützt als Teilnehmer:innen in großen Quasi-Silos.

medic.cafe (und daher kommt mein Rant, aus einer Beschwerde) lässt zum Beispiel keine Schwurbler oder Verharmloser auf dem Server zu. Wir sind eine Instanz für medizinisches (Fach-)personal und Wissenschaftler:innen in der Biologie und Chemie. Was diese Nutzer:innen dann bestellen, sei es Eso-Schwurbel oder FDP News, ist nicht durch uns zu reglementieren.

Das Fediverse funktioniert, weil es nicht versucht, soziale Lösungen für technische Probleme, oder technische Lösungen für soziale Probleme bereitzustellen, sondern diese Verantwortung in die Hände der Akteure gibt, die sich selbst entscheiden können, was sie empfangen (»bestellen«) und senden (»posten«) wollen.

Ben Sahlmueller

Ben Sahlmueller (@b3n@g0v.social)

Föderation DE Sa 13.07.2024 13:28:38

@mikka @pfefferle Spannende Idee!

Was das Fediverse zeigt ist dass Publizieren und Kuratieren/Feed/Algorithmus zwei verschiedene Funktionen sind, und viel der Macht und der Problematik klassischer Social Media Plattformen darin liegt, diese zu verbinden.

"You are the product" heißt ja nicht nur, dass der eigene "Content" von z.B. Facebook monetarisiert wird, sondern stärker, dass man die eigene Aufmerksamkeit dem Algorithmus unterwerfen muss, um überhaupt auf den "Content" anderer zuzugreifen.